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Impressum

Kultur am Nauener Platz e. V.
Eine der kulturellen Initiativen, die sich in einem typischen Weddinger Kiez entwickelt hat, ist der Verein  Kultur am Nauener Platz e.V. . Er ist 1982 aus dem Zusammenschluss verschiedener Künstler entstanden, die in dem Quartier am Nauener Platz leben und arbeiten wollten.
Als Selbsthilfegruppe gegründet, ging es uns zunächst darum, geeignete Atelier- und Veranstaltungsräume zu finden: Wir wollten für uns gemeinsame Arbeitsmöglichkeiten schaffen und durch den Verein unsere Arbeit auch nach außen darstellen, ein kulturelles und künstlerisches Angebot in diesem Stadtteil integrieren. Der intensive künstlerische Austausch, den das Projekt nach innen wie auch mit anderen Künstlern des Bezirks und der Stadt aufgebaut hat, bietet für alle Beteiligten eine wichtige und produktive Öffentlichkeit: Freunde, Anwohner und Interessierte werden durch Ausstellungen, Kursangebote und Programmveranstaltungen (Musik, Film, Performance, Lesung) angesprochen und in die Aktivitäten des Vereins einbezogen. Einen besonderen Schwerpunkt bildet weiter der Kontakt zu ausländischen Künstlern, die entweder, zu Gast in Berlin, bei uns Arbeitsmöglichkeiten finden, oder mit denen wir einen regen Austausch aufgebaut haben.
Die Bebauung des Straßenblocks Schulstraße- Reinickendorfer Straße- Schererstraße- Maxstraße wurde bis zum Ersten Weltkrieg in der typisch wilhelminischen Form abgeschlossen: fünfgeschossige Mietshäuser, Werkstätten und zum Teil auch Remisen. Treppenhaus Das Haus in der Schulstraße 35 wurde 1908 fertiggestellt, und in dessen zweitem Hinterhof liegt eine kleine, etwa 200qm Grundfläche umfassende Fabrik. Sie ist mit Berliner Pfeiffenköpfen geklinkert und ursprünglich mit einem Lastenfahrstuhl für die Produktionsstätten ausgestattet, ein typisches Berliner Hinterhof- Fabrikgebäude.
Erster Mieter dieses Quergebäudes wurde eine Lumpenfabrik, der verschiedene andere Gewerbe bis in die siebziger Jahre folgten. Als letztes Unternehmen befand sich bis 1985 noch eine Autolackiererei im Erdgeschoss des ansonsten sieben Jahre leerstehenden Quergebäudes. Wie in anderen Berliner Altbaugebieten wurden auch in diesem Straßenblock in den 60er und 70er Jahren die Gewerbebetriebe aus den innerstädtischen Bereichen verdrängt. Nach Maßgabe der Stadtplanung  sollte eine „Funktionsentmischung“ erfolgen: vorhandene Fabrikgebäude wurden deswegen entmietet, sie verfielen, und nach Möglichkeit ließ man sie abreißen.
Erst Anfang der 80er Jahre setzte ein Wandel dieser Stadtbaupolitik ein. Die (bekannten) negativen Folgen der „Kahlschlagsanierung“ machten eine Änderung der Sanierungsziele notwendig: bestehende Gebäude sollten nun erhalten und revitalisiert werden, damit die bestehende lokale Infrastruktur nicht völlig beseitigt würde. Zahlreiche Beispiele in Berlin hatten zudem deutlich gemacht, dass Gewerbeflächen eine wertvolle Flächenreserve darstellten. Und ihre Nutzung durch Projekte führte zu einer wichtigen Belebung der sozio- kulturellen Landschaft in den Quartieren.
Deswegen stießen wir, eine Gruppe von acht Künstlern, Anfang 1982 auch auf positive Resonanz bei einigen Mitarbeitern in der Verwaltung, als wir uns für den Erhalt und die Nutzung der kleinen Fabrik in der Schulstraße 35 einsetzten. Zwar mussten langwierige Verhandlungen geführt und viele Hemmnisse beseitigt werden, aber nach einem dreiviertel Jahr konnten wir- mittlerweile als Verein Kultur am Nauener Platz e.V.- einen zehnjährigen Nutzungsvertrag für das Gebäude abschließen. Entscheidende Unterstützung erhielten wir hierbei von der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin Frau Erika Hess
Dem Vertragsabschluss folgten zwei Jahre harter Arbeit. Im Frühjahr 1983 organisierten wir die Baustelle, und aus den Künstlern wurden Bauarbeiter. Für die Instandsetzung des Hauses hatte der Verein einen Etat aus öffentlichen Mitteln erhalten. Wir erstellten zusammen mit dem Architektenbüro Klar und Siegle ein Konzept zur Renovierung des Hauses, und aufgrund unserer Eigenleistungen konnten außerdem umfangreiche Modernisierungsarbeiten durchgeführt werden. Den Anfang machten vier Container Bauschutt und die Demontage der alten Heizungsanlage. Facharbeiten wie das Einsetzen neuer Fenster oder den Einbau einer neuen Heizungsanlage ließen wir dagegen von Firmen ausführen. Insgesamt konnten wir aber- trotz der knapp bemessenen Mittel- aufgrund des hohen Anteils Eigenleistung ein attraktives Ateliergebäude realisieren und so vor dem Abriss bewahren. Im Sommer 1985 waren die Bauarbeiten endlich abgeschlossen und die Ateliers konnten bezogen werden.
Seitdem wird in der ursprünglichen Lumpenfabrik künstlerisch gearbeitet.